Vor kurzem habe ich ein Interview im Rahmen von „Frühstück bei mir“ mit Hubert von Goisern gehört. Was ich nicht wusste: Er war bereits 27, als er den Gedanken „Ich werde Musiker“ fest ins Auge gefasst hatte. Mit 30 hatte sich das verändert in „Ich BIN Musiker“. Und erst mit 37 – also nach 10 Jahren, hatte er seinen ersten Hit, der den Grundstein für seine weitere Karriere gelegt hat.
10 Jahre!
Wärst du bereit, so lange dranzubleiben und durchzuhalten, um dein Ziel zu erreichen?
Ich würde einmal behaupten, dass ich recht gut darin bin, dranzubleiben. Allerdings (bisher) nicht unbedingt, weil ich ein so großes Ziel hatte, das ich hartnäckig verfolgt habe, sondern aus einer mir mitgegebenen Sturheit ;-). Denn mit den klassischen Zielsetzungen hatte und habe ich immer noch so meine Probleme …
Darum geht's hier:
Was tun, wenn die klassischen Ziele für dich nicht funktionieren?
Du kennst sicher die SMART-Formel. Sie wird oft als DAS ultimative Werkzeug genannt, um Ziele zu setzen, zu verfolgen und auch zu erreichen. Funktioniert aber bei mir nicht und bei vielen meiner KundInnen genauso wenig.
Erst langer Zeit bin ich dahinter gestiegen, dass ich anscheinend ein anderer Ziele-Typ bin – und vielleicht gilt das ja auch für dich?
Welcher Ziele-Typ bist du?
Vorweg genommen: ich bin davon überzeugt, dass Menschen nichts ohne Grund tun. Das muss nicht unbedingt bewusst passieren, aber unbewusst bewegen wir uns automatisch in eine bestimmte Richtung. Ja, diese Richtung kann schnell und häufig wechseln (was nicht optimal ist). Aber Bewegung ist immer drinnen.
Wenn du dir also bewusst machst, dass du dich bewegst und wohin es gehen soll, dann kannst du grob zwei unterschiedliche Wege einschlagen: Den der absichtlichen Überforderung oder den der Zielgenauigkeit.
Es gibt Menschen, denen es nichts ausmacht, wenn sie ein Ziel nicht punktgenau erreichen. Sie setzen sich die Ziele möglichst hoch, auch wenn das R (realistisch) in der SMART-Formel nicht gegeben ist. Das treibt sie eher dazu an, umzusetzen und durchzuhalten, als ein kleines, relativ leicht zu erreichendes Ziel anzupeilen.
Als Beispiel: Wenn du dir vornimmst, im laufenden Jahr 100 % mehr Umsatz als im vergangenen Jahr zu machen und du erreichst „nur“ 70 %, dann kann es sein, dass das genial ist. Allerdings nur, wenn du dich davon nicht frustrieren lasst. Nach dem Motto „Ich hab‘ mein Ziel nicht geschafft – also hab‘ ich versagt.“ Denn es könnte sein – wenn du dieser Ziele-Typ bist -, dass dich dieses Ziel mehr angespornt hat, als das Ziel, 70 % mehr Umsatz zu machen. Das du dann vielleicht ebenso nicht erreicht hättest …
Ich zähle mich selbst zu diesem Typ. Ich weiß, dass ich an herausfordernden Aufgaben eher dranbleibe, als an solchen, die ich leicht erreichen kann.
Es könnte aber sein, dass du eher der Typ bist, und du dich dadurch motivieren kannst, dass dein Ziel in erreichbarer Nähe ist! Und bitte nicht falsch verstehen, hier geht’s nicht um eine Wertung, was besser oder schlechter ist! Du kannst nämlich auf deine Weise genauso die 70 % erreichen, wenn dir das eben leichter fällt!
Die Podcast-Episode zum Artikel
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Brauchst du ein langfristiges Ziel?
Damit habe ich auch so meine Schwierigkeiten. Denn wenn ich in meine Business-Vergangenheit schaue, dann sehe ich, dass ich vieles erreicht habe, was ich mir „damals“ nicht im Traum hätte vorstellen können.
Ja, eine gewisse Bewegung war immer drinnen. Allerdings auch einige Wechsel. Aber ich denke, aus dieser Erkenntnis heraus fällt es mir auch heute noch schwer, die Frage „wo willst du in 5 Jahren sein?“ sinnvoll zu beantworten. Ich weiß es einfach nicht.
Also könnte ich zwar jetzt einen Plan für die nächsten 5 Jahre aufstellen. Aber mein Herz, meine Sehnsucht und damit mein Drive wären nicht dabei!
Daher plädiere ich eher für kurz- und mittelfristige Ziele. Und du hast sicher (auch schon von mir) gelesen und gehört, dass du dir ein Ziel setzen und es in kleinere Ziele herunterbrechen sollst. Das klingt so einfach und ist aber, ohne einen Zeithorizont zu haben, verdammt schwierig!
Als ich irgendwann 2019 über das Buch 12-week-year *) gestolpert bin, hat es Klick gemacht und auf einmal war vieles klarer für mich. Ich habe begonnen, nicht nur in Quartalen zu denken (das habe ich schon seit einigen Jahren gemacht), sondern in Quartalen dranzubleiben!
„Pro Quartal ein Ziel.
Punkt.“
Die Grundannahme, die ich diesem Buch entnommen habe, lautet: Was würde es ändern, wenn dein Business-Jahr nicht aus 12 Monaten, sondern aus 12 Wochen bestehen würde? Das klingt zwar komisch, hat bei mir aber einen echten Mindshift ausgelöst.
Denn der Autor hat recht: Wenn du dir ein Umsatz-Ziel für das Ende des Jahres setzt, dann hast du ja uuuunendlich viel Zeit, es zu erreichen. Mitte des Jahres oder auch vielleicht später, wenn dein Blick wieder auf dein Ziel fällt, bemerkst du, dass es knapp wird. Und dann beißt du so richtig rein, um es zu erreichen. Du vollziehst einen Sprint, um es zu erreichen.
Wie genial wäre es, wenn du alle 3 Monate einen Sprint hinlegen würdest? Um EIN Ziel zu verfolgen?
Daraus ergeben sich ein paar coole Effekte:
- Du weißt, welche Aufgaben die absolute Priorität haben – und musst nicht mehr darüber nachdenken.
- Durch das Schrumpfen des Zeithorizonts bist du wesentlich fokussierter.
- Du kannst 4x pro Jahr deinen Erfolg feiern!
- Du verzettelst dich nicht zwischen den vielen, vielen Möglichkeiten, die sich dir bieten.
- Du musst für diese Ziele Platz und Zeit schaffen – und lernst dadurch, Nein zu Aufgaben zu sagen, die nicht effektiv oder effizient sind.
Natürlich bedeutet das nicht, dass du sonst nichts machst. Dein Tagesgeschäft, deine Routinen laufen weiter. Aber dein Fokus ist geschärft!
Ziele visualisieren – braucht’s das?
Das ist ein Punkt, den ich auch lange ignoriert hatte. Ziele zu visualisieren, da dachte ich immer an Bilder, Collagen und Vision-Boards. Das spricht mich persönlich nicht so an. Aber als ich die Methode, die im 12-week-year *) vorgestellt wurde, das erste Mal ausprobiert hatte, wurde mir sehr schnell klar, dass ich irgendeine Möglichkeit finden musste, mich irgendwie täglich auf mein Ziel „einzuschwingen“ und es mir in Erinnerung zu rufen.
Dabei habe ich für mich die Kraft des handschriftlichen Schreibens entdeckt. Für dich kann eine ganz andere Methode hilfreich sein, um dein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, wichtig ist nur, dass du eine für dich passende Möglichkeit findest, wie du dir jeden Tag wieder dieses Etappen-Ziel vor Augen hältst und dich dazu committest.
Dranbleiben ohne Selbstmanagement ist unmöglich
Das behaupte ich jetzt einfach mal so. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus ebenso, wie aus der Erfahrung mit meinen KundInnen. Denn – wie schon geschrieben – dranbleiben bedeutet immer, eine Priorität zu setzen, sich Zeit dafür freizuschaufeln und andere Dinge zugunsten dieser Priorität NICHT zu tun.
Gleichzeitig bedeutet es auch, dein Energie-Management im Auge zu behalten. Denn einer der größten Fehler bei solchen Sprints (und auch ohne sie) ist es, neues immer nur oben draufzupacken.
Das ist allerdings der Weg, den viele gehen: neue Idee oder neuer Impuls – und einfach auf das obendrauf packen, was eh schon getan wird. Und oft wäre es ein einfaches Rechenbeispiel, dass sich das nicht ausgehen kann.
Von vielen Ordnungs-Experten wird z.B. geraten, den Kleiderkasten übersichtlich zu halten, indem, wenn du etwas Neues kaufst, dafür etwas Altes aus dem Kleiderkasten verschwinden muss. Damit es nicht zu viel wird. Und genau so solltest du es handhaben, wenn du bereits einen vollgepackten Arbeitstag hast, aber ein neues Ziel mit neuen Aufgaben anpackst!
Die emotionale Seite des Dranbleibens
Um es auf einen Punkt zu bringen.
„Der größte Feind fürs Durchhalten ist die kurzfristige Bedürfnisbefriedigung!
Die steht nämlich dem langfristigen Erfolg im Weg. Und eigentlich ist es die einzige Entscheidung, die du jedes Mal wieder treffen musst, wenn es sich zäh und schwierig anfühlt oder wenn der Ruf der Ablenkung oder der Couch laut wird:
Gibst du jetzt der Stimme nach, die dir eine schnelle (aber kurz gedachte) Befriedigung verspricht, oder ignorierst du sie zugunsten deines Ziels und damit auch zugunsten deines längerfristigen Erfolgs?
Gar nicht so leicht, wie du sicher selbst auch schon erlebt hast.
Dieser Stimme kannst du aber nur mit Bestimmtheit (oder Sturheit) etwas entgegensetzen, wenn du, wie bereits geschrieben, dein Ziel vor die Nase halten kannst! Wenn du das aus den Augen verlierst, ist es nur natürlich, dass du dieser „Versuchung“ nachgeben wirst. Immer wieder.
Und dann kommt es unter Umständen dazu, dass du im Herbst einen massiven, anstrengenden, Energie und Motivation raubenden Sprint hinlegen musst, um dein längerfristiges Ziel erreichen zu können.
3 Tipps, damit du leicht(er) dranbleibst
Ein paar Hinweise verstecken sich bereits im bisherigen Text, aber lass mich drei konkrete Erkenntnisse mit dir teilen, die sich für mich in meinen bisherigen Power-Quartalen bewährt haben.
- Mach‘ dir klar, welcher Ziele-Typ du bist.
- Arbeite mit Etappen-Zielen.
- Führe dir dein Ziel täglich vor Augen.
- Schaffe Platz und Zeit für deine Prioritäten.
- Stelle deinen langfristigen Erfolg über die kurzfristige Bedürfnisbefriedigung.
An welchem Punkt im Tal der Tränen bist du?
Drei Monate klingen auf jeden Fall wesentlich harmloser als ein ganzes Jahr. Das täuscht allerdings, denn auch innerhalb von drei Monaten gibt es immer Einflüsse von außen, die es dir schwer machen können, dranzubleiben. Und auch die Widerstände von innen werden auftauchen. Du wirst bemerken, dass es doch nicht so leicht ist, zu Aufträgen und Aufgaben Nein zu sagen. Du wirst vielleicht sogar davon ernüchtert sein, wenn sich der Weg zum Ziel als steiniger erweist, als gedacht.
Was mir immer wieder hilft, ist mir klarzumachen, an welchem Punkt im Tal der Tränen, wie ich es nenne, ich stehe. In einem Live-Video habe ich das bereits genauer besprochen, wenn du magst, schau kurz rein:
- 01:53 Warum ist es so schwer dranzubleiben?
- 04:52 Das „richtige“ Ziel
- 09:27 Das Tal der Tränen
- 13:15 Wie misst du deinen Erfolg?
- 16:43 Das Buddy-Prinzip
Die Phasen, dich dir darin vorgestellt habe – und die es in jedem Projekt gibt, sind
- „Uninformed optimism“ Gleichzusetzen mit der Euphorie und Begeisterung, wenn du dir etwas Neues vornimmst.
- „Informed pesimism“ Die Phase, in der du bemerkst, dass es doch nicht so leicht ist wie gedacht und in der du beginnst zu zweifeln. An dir und/oder deinem Ziel.
- „Determination or giving up“ Der Punkt der Entscheidung zwischen dranbleiben oder aufgeben.
- „Hopeful realism“ Die rosa Wölkchen sind zwar verschwunden, allerdings bist du guter Dinge, dass es klappt.
- „Informed optimism“ Damit ist (fürs Erste) alles klar, du weißt, wie du weitermachen wirst!
Wann immer sich ein Projekt oder ein Power-Quartal für mich schwierig anfühlt, mache ich mir anhand dieser Phasen klar, in welcher ich gerade stecke und setze alles daran, aus diesem Tal der Tränen wieder herauszukommen. Dass dieser Verlauf natürlich ist und eigentlich so etwas wie einen Kreislauf im Business darstellt, hilft mir persönlich sehr dabei, dranzubleiben.
So kannst du nicht versagen – mit einer etwas anderen Erfolgskontrolle
Wie hast du bisher überprüft, ob du am richtigen Weg bist?
Wahrscheinlich so: Du hast dir ein Ziel gesetzt – bleiben wir einfach beim Beispiel der Umsatz-Steigerung – und überprüfst regelmäßig, wie weit du davon noch entfernt bist.
Allerdings überprüfst du höchstwahrscheinlich nicht, ob du auch alles dafür getan hast, um den Weg dorthin konsequent zu gehen?
Wenn du deine Erfolgskontrolle nämlich darauf fokussierst, ob du das, was du dir vorgenommen hast, auch wirklich gemacht hast, dann schaut die Sache schon wieder ganz anders aus!
Das bedeutet, du legst deinen Fokus nicht auf das erwartete Endergebnis, sondern auf das TUN!
Und daraus ergibt sich der Schluss
„Wenn du das tust, was du dir vorgenommen hast, kannst du nicht scheitern!“
Das Buddy-Prinzip
Termine, die du dir mit deinen Kunden ausgemacht hast, die hältst du eisern ein.
Was du deinen Kindern oder deinem Partner versprochen hast, das passiert auch.
Warum funktioniert das verflixt noch mal nicht mit Dingen, die du dir selbst versprichst oder vornimmst?
Ich kann dir keine wissenschaftlich fundierte Antwort darauf geben. Aber so ticken wir Menschen wohl einfach: eine „externe“ Verpflichtung ist leichter einzuhalten als eine „interne“.
Als ich das 12-week-year *) entdeckt habe, bin ich natürlich mit Feuereifer daran gegangen, es umzusetzen. Erst einmal nur für mich. Und so habe ich im Laufe eines Jahres drei Power-Quartale allein mit mir (und meinem inneren Schweinehund) durchgeführt. Ich kann dir sagen, das war echt hart.
Es mag Menschen geben, die so viel Selbstdisziplin haben, dass sie ihre inneren Verpflichtungen genauso wie die ihren KundInnen gegenüber. Ich gehöre leider nicht dazu.
Natürlich hatte ich in diesen Monaten Zeit, auch zu entdecken, was mir am 12-week-year zu „amerikanisch“ ist bzw. sogar meinen Arbeits-Grundsätzen widerspricht und das anzupassen. Ich habe vieles ausprobiert, aber das Härteste war es wirklich, ohne Gegenüber dranzubleiben!
Darum war es im Jänner 2020 auch so weit, dass ich mein Konzept des Power-Quartals mit einer ersten Beta-Gruppe durchgespielt, weiter verfeinert und angepasst habe. Und – oh Wunder – mithilfe einer Kleingruppe war’s auf einmal viel leichter! Denn aus der inneren Verpflichtung wurde eine von außen überprüfte!
Falls du bisher also das Buddy-Prinzip noch nicht für dich entdeckt hast, dann kann ich dir sehr empfehlen, auszuprobieren, was es für dich bewirkt!
Vielleicht ist es DEIN Power-Quatal?
Es gibt nicht nur den EINEN Weg – aber leichter tust du dir beim Dranbleiben ganz sicher, wenn du so ein Ziel nicht einsam und allein anpeilst!
Interessant? Dann klicke auf das Bild oder hier:
PS: Und nicht vergessen: Bleib neugierig!
PPS: *) So gekennzeichnete Links sind Affiliate-Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, falls du darüber etwas bestellst – es kostet dich aber keinen Cent mehr, du unterstützt mich dadurch nur!
Den Blogartikel fand ich sehr erhellend. Das Konzept des Tal der Tränen erlebe ich so in der Realität immer wieder. Schön zu wissen, dass dies ganz normal ist. Das macht Mut, einfach dranzubleiben. Ein großes Dankeschön für diesen Input.
Sehr gerne, Sandra! Und wenn du das Tal der Tränen nicht allein durchlaufen möchtest, weißt du ja, wo ich bin ;-)
Liebe Grüße
Claudia