Ich bin sogar als Angestellte in diese selbst-und-ständig-Falle getappt!
Nicht, dass du glaubst, dass ich Überstunden bezahlt bekommen habe … und trotzdem habe ich an Wochenenden „in Ruhe“ programmiert und aufgeholt, was ich unter der Woche nicht geschafft hatte.
Oft ganz ohne Zeitaufzeichnung, also auch ohne Zeitausgleich …
Und nein, das hatte niemand von mir erwartet. Mir hat die Arbeit einfach so viel Spaß gemacht und es war eine willkommene Abwechslung von den Kindern.
Womit wir auch gleich beim ersten Punkt wären.
Darum geht's hier:
Was zu selbst und ständig führt
Eigentlich müsste ich hier alle Bereiche des Selbstmanagements und des Zeitmanagements aufzählen. Denn sie alle führen dazu, dass du zu viel arbeitest.
Aber ich möchte dieses Phänomen von einer anderen Seite aus angehen.
Deine Arbeit macht dir Spaß
Ich behaupte einmal, dass du dich selbständig gemacht hast, weil du einerseits unabhängig arbeiten möchtest, aber auch, weil dir deine Arbeit Spaß macht. Das ist so etwas wie eine Grundvoraussetzung dafür.
Zumindest die „Kernarbeit“.
Wenn du etwa Coach bist, dann wird dir höchstwahrscheinlich die direkte Arbeit mit deinen Klienten besonders Freude bringen, aber wie ich oft höre, nicht das „Rundherum“. Also die anderen 10 Jobs, zu denen du durch die Selbständigkeit „ja“ gesagt hast.
Bist du so wie ich im Online-Business und verkaufst Online-Produkte, dann kann ich mir vorstellen, dass du besonders motiviert bist, Content dafür zu erstellen und auch wieder deine KundInnen zu betreuen.
Wenn da nicht Marketing, Administration, Content usw. wären.
Und wenn du für deine Arbeit brennst, dann ist es kein Wunder, dass du dich damit über die „normale“ Arbeitszeit hinaus beschäftigst. Sei es gedanklich, oder sei es, dass du unter der Woche so viel Kernarbeit hast, dass du alles andere aufs Wochenende verschiebst (übrigens inklusive deiner Fortbildungen).
Du möchtest mit deiner Arbeit fertig werden
Das ist eine Illusion, das möchte ich gleich voranstellen.
Denn du wirst als Selbständige/r immer etwas finden, was du noch tun könntest. Sei es für dein Marketing, für deinen Blog, für deine KundInnen, es ist einfach kein Ende in Sicht!
Umso wichtiger ist es, dass du für dich selbst definierst, wann du mit deiner Arbeit fertig bist. Sowohl täglich, als eben auch am Ende jeder Arbeitswoche.
Mein Konzept fürs fertig werden habe ich dir bereits hier vorgestellt.
Könnte es sein, dass dieser Wunsch nach dem Fertigwerden eine Altlast aus deiner Anstellung ist? Da hattest du wahrscheinlich fix definierte Aufgabengebiete und genauso eine fix definierte Arbeitszeit. Du konntest den Zeitpunkt, an dem du fertig warst, eindeutig feststellen.
Du hast Erwartungen an dich – und andere haben das auch
Zuerst zu den eigenen Erwartungen: Wenn du genauer hinsiehst, kann es sein, dass das selbst und ständig daraus entsteht, dass du dich verglichen hast.
Und zwar nicht damit, wo du noch vor einem Jahr gestanden hast, sondern mit KollegInnen.
Das schraubt deine Erwartungen an dich so hoch, dass du ihnen permanent nur hinterherläufst. Oft bis zur Erschöpfung.
In einem Vortrag habe ich das einmal als die gefährlichsten Worte für dein Selbstmanagement (und auch für deine psychische Gesundheit im Online-Business) bezeichnet: Alles – Immer – Sofort – Selbst.
„Alles – Immer – Sofort – Selbst … Die gefährlichsten Worte, die dich zum selbst und ständig Arbeiten verführen!“
Aber nicht nur du selbst hast hohe Erwartungen an dich, auch deine KundInnen springen auf diesen Zug auf.
- Deine KundInnen bilden sich am Wochenende fort. Und da entstehen Fragen, die sie natürlich sofort kommunizieren möchten. Was auch eine gute Idee ist.
- Aber musst du sie ebenso sofort beantworten?
- Deine KundInnen schicken dir am Wochenende eine Mail – musst du wirklich sofort darauf reagieren, oder erwarten sie die Antwort eigentlich erst am Montag?
Wenn ich am Wochenende unbedingt meine Mails abarbeiten möchte, dann speichere ich sie z.B. als Entwurf ab und verschicke sie dann am Montag gleich in der Früh (es sei denn, es ist ein wirklicher Notfall).
Ich finde z.B. das Konzept von Marit Alke in ihrem Onlinekurs-Club super. Sie hat von Beginn an ganz offen kommuniziert, dass sie im Sommer eine längere Pause macht und die Antworten etwas länger dauern könnten.
Klar kommuniziert und somit den Erwartungen der Mitglieder zuvorgekommen!
So findest du ein Ende mit selbst und ständig
Ich nehme an, du hast dich irgendwo in den Gründen für das nicht-aufhören-können gefunden. Aber wie kommst du da wieder raus?
Auch wenn’s nicht sexy klingt: durch Selbstbeobachtung, Regelmäßigkeit und Routinen.
Was brauchst du, um nicht selbst und ständig zu arbeiten?
Die Antwort darauf kannst du dir natürlich nur selbst geben, daher erzähle ich dir einfach, was ich brauche, um mein Wochenende zu genießen.
Es lauert nichts in den Untiefen deiner ToDo-Listen
Manchmal habe ich so ein ungutes Gefühl und der Gedanke „Da war doch noch was diese Woche …“ taucht auf.
Und dann gehe ich auf die Suche nach diesem Thema oder der E-Mail oder der Aufgabe auf meiner ToDo-Liste. Einfach, um dieses unbestimmte Gefühl loszuwerden. Das verschwindet nämlich nicht von selbst, sondern beschäftigt mich dann das ganze Wochenende.
Oder ein anderes Beispiel: Vor einigen Jahren habe ich immer am Montag in der Früh meinen Blogartikel veröffentlicht und den Newsletter verschickt.
Das bedeutete aber, dass ich das ganze Wochenende über im Kopf hatte „Du musst noch …“. Geschrieben habe ich dann den Artikel und den Newsletter sehr oft erst Montag Früh. Unter Druck. Und hatte trotzdem das Gefühl, das ganze Wochenende über „gearbeitet“ zu haben. Im Kopf.
Daraufhin habe ich meinen Content-Rhythmus umgestellt und mit dem Veröffentlichungs-Tag Donnerstag Ruhe und Entspannung in meine Wochenenden geholt.
Die Podcast-Episode zum Artikel
Danke fürs Zuhören!
Wenn dir diese Episode gefallen hat, freue ich mich über ein paar Zeilen und Sternchen auf iTunes von dir!
Ein guter Überblick ist als Selbständige Gold wert
Wenn meine TeilnehmerInnen in Home-sweet-Office 2.0 nervös werden, dann hat das oft den Grund, dass sie keinen Überblick haben.
Nicht darüber, was in der darauffolgenden Woche ihre Domino-Aufgaben sind, nicht, ob sich am Schreibtisch Aufgaben verstecken und nicht, was für ihre Projekte zu tun ist.
Und natürlich geht es mir genauso.
Wenn ich einen Überblick darüber habe, was in der nächsten Woche auf mich zukommt, dann kann ich es gut loslassen. Ich weiß ja durch diese grobe Wochenplanung mit meinen Zeitblöcken, dass und wie ich mich in der nächsten Woche darum kümmern werde.
Das wichtigste: die aktive Entscheidung für einen Abschluss
Zugegeben, mein Mann ist nicht ganz unschuldig daran, dass ich aktiv einen Abschluss finde. Zumindest am Abend bzw. Nachmittag.
Ich hatte es mir angewöhnt, nicht mehr zu arbeiten, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt. Das hat sich zwar jetzt durch seine Pensionierung erledigt, aber diese Gewohnheit, spätestens um 17:00 Uhr Schluss zu machen (und früh aufzustehen), habe ich beibehalten.
Der aktive Abschluss, um am Wochenende einen freien Kopf zu haben, besteht bei mir aus drei Teilen:
Woche abschließen
Dazu gehört schon, wie vorhin beschrieben, dass nichts mehr auf mich lauert, der Eingangskorb in meiner 1-Minuten ToDo-Liste leer ist und noch ein paar andere, oft rasch erledigte, Aufgaben.
Online-Systeme pflegen
Meine Daten und alle Online-Systeme, die für den reibungslosen Ablauf vom Marketing und der Betreuung meiner Kurs- und Membership-TeilnehmerInnen dienen, sind neben mir selbst mein Kapital in meinem Business.
Daher gilt ihnen am Ende der Woche ebenso Aufmerksamkeit, wie meiner ToDo-Liste.
Auf die nächste Woche vorbereiten
Ich kann nicht oft genug betonen, wie wichtig eine Wochenplanung für dich ist! Geschrieben habe ich ja schon einige Male darüber und wenn du das regelmäßig jede Woche machst, dann ist das wirklich schnell erledigt.
Es geht ja nicht darum, auf die Minute genau zu planen, aber – hier ist er wieder – einen Überblick zu gewinnen.
Damit fällt übrigens das Nein-Sagen leichter und du konzentrierst dich automatisch darauf, AM Business zu arbeiten und nicht „nur“ KundInnen zu betreuen.
Nach diesem Schema habe ich auch die Checkliste „Als Selbständige mit freiem Kopf ins Wochenende!„ aufgebaut. Du kannst sie dir für 0 € bestellen und gleich loslegen.
Aber bitte nicht sofort mit allen Punkten darauf, das könnte dir den Spaß daran verderben!
Wann ist es für dich OK, am Wochenende an deiner Selbständigkeit zu arbeiten?
Diesen Wochen-Abschluss hab‘ ich schon ganz gut im Griff, allerdings gibt es immer noch Wochenenden und Feiertage, an denen ich arbeite. Manchmal auch viel.
Wichtig finde ich dabei, dass ich klar entscheide, wann das OK ist. Dazu möchte ich dich auch gerne auffordern.
Denn gerade, wenn du eine selbständige Tätigkeit hast, wird es Stoßzeiten geben.
Bei mir ist das z.B. der Fall, wenn ich gerade in einem größeren Launch stecke. Dann schaffe ich es neben den vielen Betreuungs-Terminen nicht, das alles unter der Woche unterzubringen.
Oder, so wie in diesem Sommer, wenn ein längerer Urlaub ansteht. Die Wochen davor sind einfach arbeitsreicher und ich arbeite anders als üblich.
Vielleicht hat dein/e PartnerIn auch ein Hobby, das du nicht mitmachst und du möchtest diese Alleinzeit mit deinem Business verbringen.
Solange du das für dich (und deine Familie) klar definieren kannst und nicht von einem Arbeit-aufholen-Wochenende ins nächste stolperst, ist ja alles gut, oder?
Was passiert, wenn du selbst und ständig arbeitest?
Na ja, eine Sache ist offensichtlich: Du erholst dich nicht.
Ich bin keine Verfechterin der viel gerühmten Work-Life-Balance. Denn meine Arbeit ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Das war bereits in meiner Anstellung so und inzwischen gilt das natürlich vor allem für meine Selbständigkeit. Besonders, seitdem ich Anfang 2020 meine Anstellung aufgegeben habe.
Trotzdem. Ein Ausgleich ist wichtig. Pausen sind wichtig.
Denk nur an den Muskel-Aufbau. Auch dabei gewinnst du nichts, wenn du deine Muskeln immer nur anspannst und sie nicht auch entspannst.
Außer einem Muskelkater wahrscheinlich.
Zur „Falle“ kann das völlige Auflösen einer Balance allerdings werden, wenn du dich nur über dein Business definierst, oder dir damit ein eigenes Hamsterrad baust. Dann wird es Zeit, einen Schritt zurückzutreten und neu zu strukturieren, was du den ganzen Tag so tust.
Vielleicht hast du aber auch in (d)einer Anstellung erlebt, dass diejenigen, die als letzte das Büro verlassen haben, die „wichtigsten“ MitarbeiterInnen waren?
Lass‘ dieses Bild bitte los oder überprüfe zumindest, ob du noch in diesem Bild gefangen bist.
Erfolg in der Selbständigkeit haben nicht diejenigen, die am längsten am Computer sitzen, sondern diejenigen, die effizient und produktiv das für sie und ihr Business Richtige tun.
Aber noch eine Erfahrung meiner KundInnen möchte ich dir mitgeben: ohne Abstand keine Ideen!
Das hast du sicher auch schon erlebt, dass du in den unmöglichsten Situationen (vor allem, wenn du wirklich vom selbständig arbeiten abgeschaltet hast) die allerbesten Ideen und Problemlösungen hast.
Nun, wenn du selbst und ständig arbeitest und du dich in Gedanken immer um dieselben Probleme drehst, dann ist es kein Wunder, dass dir Ideen und Lösungen fehlen.
Fazit
Das Ziel als Selbständige liegt in meinen Augen nicht darin, das Wochenende willkommen zu heißen, weil „endlich“ die Arbeit vorbei ist, sondern am Freitag das zu feiern, was du geschafft hast und das Wochenende willkommen zu heißen, um Energie für die nächste Arbeitswoche zu bekommen.
Also: Finde einen Abschluss!
Egal, ob es um deinen Arbeitstag geht, oder um deine Arbeitswoche.
Dann wirst du mehr Freude an deinem Business und an deiner Freizeit haben.
Dein erster Schritt dazu könnte sein, dass du dir eine Mini-Routine angewöhnst – in meiner Checkliste für einen freien Kopf am Wochenende findest du etliche Anregungen für diese neue Gewohnheit.
Viel Erfolg damit!
PS: Und nicht vergessen: Bleib neugierig!
Liebe Claudia
Vielen Dank für diesen tollen Artikel. Seit ich mir deine Wochenend-Checkliste geholt habe, gehe ich tatsächlich meist (nicht immer) mit einem freien Kopf ins Wochenende. Und weil der Schreibtisch auch hübsch aufgeräumt ist, komme ich auch am ganzen Wochenende nicht in Versuchung, doch noch schnell die Mails zu checken :-)
Herzliche Grüsse
Madeleine
Liebe Madeleine,
vielen Dank für deine Zeilen! Und das Ziel ist ja nicht „immer“, sondern so oft wie möglich. Dieser Effekt des aufgeräumten Schreibtisches ist natürlich genial, gefällt mir!
Sonnige Grüße
Claudia
Danke für diesen feinen Überblicksartikel, liebe Claudia. Du fasst das alles noch einmal so schön zusammen. Überblick behalten, Woche planen, Arbeit für mich abschließen: Alles das habe ich in Home Sweet Office geübt und inzwischen gefestigt. Am wichtigsten finde ich den Punkt, dass die Arbeit nie zu Ende ist. „Es gibt immer was zu tun.“ Wenn ich mir das wieder bewusst mache: dass es nie zu Ende ist; und dass ich nie alles schaffen werde, was ich mir vornehme; und dass ich priorisieren muss; und dass ich am Wochenende bewusst Erholung und Hobby priorisiere;… Dann, ja DANN kann sogar ich das Wochenende genießen. So wie heute. Liebe Grüße, Gabi
Liebe Gabi,
vielen Dank für deine Zeilen! „Es gibt immer etwas zu tun …“ – ist/war das nicht sogar ein Werbeslogan von einem Baumarkt? Ich find’s großartig, dass du auch nach so langer Zeit in Home-sweet-Office noch dranbleibst!
Sonnige Grüße
Claudia