Selbstmanagement und Selbstführung
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Weil ich’s kann! – 5 Dinge, die du daraus lernen kannst

Weil ich's kann!

Vorgeschichte

Mein Sohn muss ca. 10 Jahre alt gewesen sein, da schnappte er irgendwo folgenden Spruch auf: „Weil ich’s kann …“. Der war anscheinend so genial für ihn, dass er ihn zu jeder passenden (und auch unpassenden) Gelegenheit loswurde:

„Warum räumst du das nie weg?“ – „Weil ich’s kann.“
„Wie schaffst du es nur, ….“ – „Weil ich’s kann.“
„Ich verstehe nicht, warum du … – “ Weil ich’s kann.“

So ging es in einer Tour. Diesen Spruch würzte er noch dazu mit seinem total charmanten Grinsen und Strahlen, hin und wieder einer Umarmung – und bald war es „DER“ Spruch der gesamten Familie. Es entstand fast so etwas wie ein Wettbewerb, wer ihn wohl am passendsten anbringt. Ja, wir hatten (und haben immer noch) unseren Spaß damit.

Und wie ist das jetzt mit dem Lernen?

Du lernst, sinnlose (rhetorische) Fragen zu vermeiden.

Wie du schon lesen konntest – es waren meist völlig sinnlose Fragen, die ich da gestellt habe. Was habe ich mir denn eigentlich als Antwort erwartet!

Vielleicht fällt dir das, wenn du dir genauer zuhörst, auch auf. Du stellst Fragen, auf die es keine Antworten gibt, anstatt einfach zu sagen, was du willst. Oder du verpackst darin deinen Unmut über irgendetwas.

Das war mein allererster Lerneffekt. Ich habe vermieden, diese sinnlosen Sätze von mir zu geben – ich wusste ja, was darauf kommt :-)

Du lernst einen sinnvollen Glaubenssatz kennen.

Das war vielleicht auch dein erster Gedanke bei der Überschrift: „Ist doch toll, wenn ich davon überzeugt bin!“ Und da kann ich nur zustimmen. Denn manchmal denke ich mir auch „Wieso tust du dir DAS … eigentlich an? Wieso lasst du dich DARAUF ein?“

Und dann kommt er, der Spruch … ganz automatisch … mit einem Grinsen garniert: „Weil ich’s kann!“. Der beste Glaubenssatz seit Langem!

Mach‘ dir bewusst, dass du viel mehr kannst, als du dir selbst zutraust und auch als dir „die Gesellschaft“ zuspricht. Es geht dabei nicht um Ausbildungen oder technisches Wissen (vielleicht magst du dir dazu den Artikel „Zu blond für Technik? Echt jetzt?“ durchlesen.

Viel öfter halten dich andere, allerdings negative Glaubenssätze zurück. Zum Beispiel:

  • Ich kann doch meine Newsletter-AbonnentInnen mit wöchentlichen Mails nerven!
  • Ich kann doch nicht ohne Webinar launchen!
  • Ich kann doch nicht einfach mit Live-Videos loslegen!

Und dann tust du all das vielleicht doch.

Weil du’s kannst!

Du lernst, dass die Verpackung „Charme“ einiges möglich macht.

Du magst dir denken: „Puh, der Junior ist ganz schön frech!“ Was ich aber daraus lerne – und das kannst du auch, wenn du magst, ist: Es kommt auf das „WIE“ und das „WARUM“ an!

Du lernst, dass lachen entspannt.

Die Sinnlos-Sätze sind – zumindest bei mir – oft ein Zeichen dafür, dass ich genervt, müde oder überlastet bin. Sie sind Ausdruck eines negativen States.

Hast du schon einmal beobachtet, wie sich das anfühlt, wenn du aus so einer Laune heraus herzhaft lachen musst? Wie ein erfrischender, kurzer Sturm ist alles weggeweht! Und der Spruch ist bei uns immer einen Lacher wert – und entspannt so manche angespannte Situation!

Du lernst etwas über deine Verantwortung dir selbst gegenüber.

Dieser Lerneffekt ist jetzt vielleicht ein bisserl um die Ecke gedacht, aber: Kommt es vor, dass du dir im Umgang mit Menschen (Chefs, Kollegen, Kunden, Familie …) denkst: „Wie kann er/sie nur so mit mir umgehen!“

Du wirst die Antwort erraten: Weil er’s kann! Und warum kann er/sie es? Weil du deine Grenzen nicht beachtest und es zulässt! Wo ist da deine Verantwortung dir selbst gegenüber, wenn du das akzeptierst?

Also: Leg‘ dir ein inneres Stop-Schild zu, wenn jemand deine Grenzen verletzt. Beantworte dir mit dem „doofen Spruch“ deine innere (rhetorische) Frage – und mach‘ deinen Standpunkt klar!

Du kannst ihn ja mit ein bisserl Charme würzen, dann tut’s nicht so weh :-)

Ich wünsche dir, dass dich dieser Spruch auch in vielen Lebenslagen im Hinterkopf begleitet und dir Entspannung und Spaß bei der Selbst-Beobachtung bringt!

Warum ich das tue?

Weil ich’s kann!

P.S. Danke, Junior!


16 Kommentare

  1. Suuuuper!
    Das hat er toll gemacht der Junior.
    Ich bin immer wieder überrascht, wie viel ich von meinen Kindern lerne. Genau aus Situationen wie diesen.

    • Hallo Manueal!

      Genau das ist es, danke für den Ausdruck! Das lässt (zumindest bei mir) viel negative Energie „verpuffen“ und schafft frische!

      Sonnige Grüße,
      Claudia

  2. Tanja sagt

    Liebe Claudia,

    die Geschichte ist echt süß. Kinder können sehr viel zur Selbsterkenntnis beitragen. Meine Kinder haben mich eine Menge gelernt und jetzt geht es weiter mit den Enkeln. Während ich das alles schreibe, sitze ich hier und grinse bzw. lache.

    Liebe Grüße
    Tanja

  3. Liebe Claudia,
    ein schönes Beispiel für mich als Kommunikationstrainerin, das ich sicher gern in meinen Kursen aufgreifen werde. Denn dieses „Weil ich’s kann“ ist kein Glaubenssatz, sondern eine typische Killerphrase, mit der wir jemand anders versuchen mundtot zu machen. Und dein Sohn konnte dich damit auch ganz gut lahmlegen, weil du – wie du ja schon richtig erkannt hast – sinnlose rhetorische Fragen, eigentlich Du-Botschaften formuliert hast. Eine gute Antwort auf eine solche Killerphrasen wäre, deinen Wunsch oder dein Bedürfnis zu nennen. Dann könnte der Dialog ungefähr so aussehen:
    “Warum räumst du das nie weg?”
    „Weil ich’s kann.“
    Du antwortest: „Wenn du im Wohnzimmer deine Sachen herumliegen lässt, fehlt mir ein Platz, wo ich mit euch zusammen entspannen kann. Ich brauche mehr Ordnung, um mich wohlzufühlen.“
    „Ach du mit deinem Ordnungstick.“ (könnte vielleicht dein Sohn erwidern)
    „Du siehst das als übertrieben an.“ (hier nickt er wahrscheinlich, doch jetzt wirst du nochmal dein Bedürfnis verstärken.)
    „Dir mag es übertrieben erscheinen, doch ich wünsche, dass unser Wohnzimmer ein gemeinsamer Ort ist, wo wir aufeinander achten, so dass jeder sich wohl fühlt.“

    Dieser Dialog müsste sich auf einen gemeinsamen Platz beziehen, für den du auch deine Rechte anmelden kannst, ihr also einen Bedürfniskonflikt habt. In meinen Kursen geht es oft darum, dass Jugendliche ihr Zimmer aufräumen sollen. Da muss ich dann immer erklären, dass es hier um einen Wertkonflikt geht. Jugendliche dürfen selbst bestimmen, ob und wann sie ihr Zimmer aufräumen.
    Ja, solche Themen werde ich bald auf meinem entstehenden Blog behandeln.

    • Liebe Karin,

      aus der Perspektive des Lehrbuches hast du natürlich völlig recht – das ist im Prinzip eine Killer-Phrase. Allerdings nur aus dem Zusammenhang und der Emotion gerissen. Und selbstverständlich hat Sohnemann dann das gemacht, was ich „eigentlich“ von ihm wollte ;-)

      Sonnige Grüße,
      Claudia

      • Mein Kommentar war weniger vom Lehrbuch geleitet, sondern was du beschrieben hast mit deinem Sohn hat bei mir Erinnerungen wachgerufen an Mütter, die in meinen Kursen saßen und sagten: „Wenn ich meinen Sohn um etwas bitte, sagt er oft ‚Ist mir doch egal.‘ Was mach ich dann?“ – So ein charmanter österreichischer Bengel ist natürlich ein ganz anderer Fall. ;-)

        • Hallo Karin!

          Na das sind ja ganz andere Kaliber von Verweigerung :-( … Das könnte mein Junior nicht charmant rüberbringen ;-)

          Liebe Grüße,
          Claudia

  4. Hindenburg sagt

    Liebe Claudia,

    vielen Dank für diese klaren Worte.

    WEI ICH ES KANN, werde ich zukünftig öfters über nervige Ereignisse einfach lachen….

    Das Leben ist viel zu schön, m solche Sachen an sich ran zu lassen….

    Herzlich Danke
    Simone

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