Es ist schon einige Zeit her, als mir mein Chef aus der Anstellung gesagt hat: „Das passt ja total zu dir, du bist ja so der organisierte Typ …“
Was ich als absolutes Kompliment nehmen konnte hat mich trotzdem zu einem Lachanfall gereizt.
Darum geht's hier:
Der organisierte Typ
Echt jetzt. Gibt es das wirklich? Von Geburt an?
Gibt es Menschen, die – egal wie sich die Umstände verändern – schnell, unkompliziert und nachhaltig ihr Selbstmanagement im Griff haben?
Ich kann’s mir nicht vorstellen.
Einfach weil jede Situation im Leben und jede Veränderung auch bedeutet, dass wir uns neu darauf einstellen müssen, neue Strategien überlegen, reflektieren und dann auch unter Umständen ausprobieren müssen, was passt.
Bis zum nächsten Mal.
Natürlich kann man die Vorgehensweise, also „wie gehe ich mit bestimmten Situationen um“, erlernen und trainieren – und in meinen Augen lernt man da auch nie aus.
Aber ganz ehrlich: ich war in meiner Jugend und bis vor geschätzt 10 Jahren ein absoluter Chaot vor dem Herren.
- Ich habe so ziemlich alles vergessen, was man vergessen kann.
- In der Schule einige Schulübungs- und Hausübungshefte neu geschrieben, weil ich die alten nicht gefunden habe.
- Ganze Polizei-Bälle durch Strafzettel gesponsert.
- War immer am letzten Drücker und oft viel zu spät dran.
- Hatte ewig das Gefühl „da war doch noch was …“.
- Hab‘ ganz viel geplant und nichts davon umgesetzt.
Und hab‘ mir dadurch natürlich wenig zugetraut.
Es treibt meinen Eltern immer noch ins Kopfschütteln, wenn sie lesen oder hören, wie gut ich organisiert bin – ich schätze, das hätten sie sich als Eltern einer heranwachsenden Claudia gewünscht.
Die Podcast-Episode zum Artikel
Danke fürs Zuhören!
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Die Reizworte: sofort, schnell und auf immer
Ja, das sind inzwischen Reizworte für mich. Denn es geht weder sofort, schnell und auf immer ein Business aufzubauen, noch sofort, schnell und auf immer deine Motivation und deine Art zu arbeiten zum Positiven zu verändern. Ich schreibe absichtlich nicht „erfolgreich“. Denn das ist je nach Wertesystem ganz unterschiedlich.
Aber eines ist sicher: wenn ICH das lernen konnte, dann kannst du das auch!
Tipp Nr. 1: Tu so als ob
„Ich bin ein kreativer Chaot.“
„Ich bin halt so …“
„Ich kann das nicht so wie xy“
Das sind alles Hirngespinste, die dich aufhalten. Sie geben Sicherheit, sind vielleicht sogar angenehm bequem, weil gute Bekannte. Aber wenn du mit diesem „Ich bin …“ nicht glücklich bist, dann wird’s Zeit, etwas (anders) zu tun.
Wenn du jetzt gerade diesen Artikel nur liest, weil du gerade die Ablenkung suchst, um ein kreativer Chaot zu sein, dann überlege bitte, was du jetzt gerade tun würdest, wenn das nicht stimmen würde?
„Was würdest du JETZT gerade tun – wenn du dich nicht ablenken lassen würdest?“
Vielleicht würdest du dir diese Seite abspeichern, um sie dann in einem (natürlich geplanten) Zeitblock namens „lesen/lernen/konsumieren“, wie auch immer, genüsslich zu lesen?
Vielleicht würdest du auch gar nicht hier sein? Sondern erst zu einem Zeitpunkt, wo dich diese Zeilen nicht aus deiner konzentrierten Arbeit reißen würden?
Tja, wir werden es wohl nie wissen – es sei denn, du tust jetzt einfach so, als wärst du so organisiert, wie du es dir wünscht.
Tipp Nr. 2: Lass das Leben passieren
Der Anspruch „auf immer“ ist einer, der glänzt und blinkt und schimmert, sodass du, wenn du das hörst oder liest, tief aufatmest.
Für immer. Nachhaltig. Nie wieder drum kümmern! DAS wär’s doch, oder?
Es gibt schließlich einige Fähigkeiten, die du einmalig erlernt hast und nicht mehr verlierst.
Z.B. Radfahren oder schwimmen. Oder deine Muttersprache.
Das heißt, nein, stimmt nicht ganz. Wenn ich mir Arnold Schwarzenegger anschaue – Deutsch als Muttersprache und nach Jahrzehnten in den USA ringt er nach deutschen Wörtern.
Wenn also selbst so etwas Fundamentales nicht nachhaltig erworben ist, wie kann es dann unsere Selbstführung und unser Selbstmanagement sein?
„Egal, ob du willst oder nicht, das Leben passiert.“
Lass das Leben geschehen. Egal, ob du das möchtest, oder nicht – es geschieht trotzdem.
Mach dir bewusst, dass Veränderungen außen auch Veränderungen innen bewirken – und umgekehrt!
Bei meinen TeilnehmerInnen in Home-sweet-Office 2.0 erlebe ich es immer wieder, dass sie sich tolle Routinen aufgebaut haben. Super im Plan liegen. Tiefenentspannt sind. Und dann passiert’s.
Es reichen ein paar Tage krank im Bett, ein Urlaub, eine Prüfungs-Situation, ein Produkt-Launch und schon ist es vorbei mit der Tiefenentspannung.
Aber weißt du, was dann passiert? Sie kehren sehr schnell wieder zurück. So wie Arnold es höchstwahrscheinlich tun würde. Wenn er 1 Monat wieder nur Deutsch sprechen würde – wäre alles wieder da!
Es hat einfach keinen Sinn, damit zu hadern, wenn etwas dazwischenfunkt. Oder sich dadurch kleiner zu machen. Sich (innerlich) zu schimpfen. Lass‘ passieren, was passiert, baue nicht Druck auf, indem du mit Gewalt etwas vermeiden oder herbeiführen möchtest und vertraue darauf, dass dir die Rückkehr gelingt.
Coaches nennen das auch: „deine eigenen Ressourcen“ anzapfen. Deine Ressourcen sind keine Tools oder Virtuelle AssistentInnen, die dir Arbeit abnehmen. Du bist es selbst. Und das, was du bereits einmal erfolgreich getan hast.
Tipp Nr. 3: Küsse mehr!
Im Titel habe ich dir versprochen, dass du dein Organisation-Gen wachküssen kannst. Und das bringt mich zu einer Rückmeldung einer Kundin:
„… weiß ich jetzt, dass auch mir als Kreative Planung und Organisation gut tut! Das widerspricht sich nicht …“
Du hast es auch, dieses Gen. Egal, wie du es nennst: Organisation-Gen, Struktur-Gen, Planung-Gen …
- Vielleicht kommst du nie zu spät zu einem Termin.
- Oder du tauchst manchmal so tief in deine Arbeit ein, dass du die Zeit „vergisst“.
- Oder du machst eine einzige Sache wirklich konsequent (ohne darüber nachzudenken?).
Dann baue darauf auf. Tue es nicht als selbstverständlich ab, sondern würdige es. Das meine ich damit.
Plötzlich erfolgreich im Home-Office?
Das war der erste Titel, den ich diesem Artikel geben wollte. Aber was ist schon erfolgreich?
Da lasse ich lieber eine Teilnehmerin von Home-sweet-Office 3.0 zu Wort kommen, die mir geschrieben hat:
Ich habe Sachen erledigt, die seit 6 Monaten (oder mehr) dran sind.
Ich arbeite schneller und konzentrierter als früher.
Ich erledige mehr in weniger Zeit.
Ich habe mehr freie Zeit.
Ich werde effektiv beim Entscheidungstreffen unterstützt. Also gewinne ich viel Zeit.
Viele neue Tools und Tipps und Tricks vereinfachen mir das Leben und die Arbeit.
Das Gelernte kann ich lebenslang einsetzen; es ist eine Investition fürs Leben.
Organisiert arbeiten zu lernen, ist vital, wenn meine Existenz davon abhängt.
Und … ich habe durch das Virtuelle CoWorking die Scheu vor der Kamera verloren.
PS: Und nicht vergessen: Bleib neugierig!
Wunderbar, Claudia, „für immer“ ist mein Ablösch- und Hemmungsgedanke. Merci für die Erinnerung und ich wünsche dir und allen eine Challenge die rockt.
Immer wieder gerne, Doris!
sonnige Grüße,
Claudia